Wandeln Sie auf den Spuren des Nobelpreisträgers Hermann Hesse durch die malerische Innenstadt Calws bis hinauf zu den Stelen im Stadtgarten, auf denen Gedichte von Hesse und Stadtbilder aus vergangenen Zeiten zu entdecken sind.
37 Stelen führen durch den Hermann-Hesse-Weg
Beginnend am Hermann-Hesse-Museum, geht es über den malerischen Marktplatz, die historische Innenstadt zum sich direkt anschließenden Stadtgarten. Die Stelen, die sowohl aus einem historischen Bildteil und einem Textteil mit Zitaten aus Hesses Werken bestehen, gliedern sich thematisch in drei Bereiche auf: Im ersten Teil finden sich Zitate aus den Gerbersauer Erzählungen, die darüber Aufschluss geben, wie Hesse seine Stadt sah, der zweite Teil im Stadtgarten besteht aus ausgewählten Gedichten, der dritte Teil zeigt wiederum historische Beschreibungen. Der Weg verläuft über den Gedenkstein Dr. Emil Schüz zum Panoramaweg mit einer schönen Aussicht auf Calw, weiter zum Gedenkstein des Ökonomierates Eugen Horlacher und zur Schillerlinde. Bereits 1870 kamen viele Stuttgarter mit der Königlich Württembergischen Schwarzwaldbahn zu Sonntagsausflügen nach Calw, um vom Alten Bahnhof aus, den Felsenweg hoch zu gehen und im ehemaligen Waldcafé einzukehren und von dort aus, die schöne Aussicht über das Nagoldtal und die Stadt Calw zu genießen. Auch die Familien Gundert und Hesse unternahmen gerne Spaziergänge an diesen Ort.
Der Hermann-Hesse-Weg ist ein Beitrag des Vereins C.A.L.W. zur Wiederbelebung des Calwer Stadtgartens, der einst einer der ersten Naturlehrpfade überhaupt war. Im Calwer Stadtwald oberhalb des Stadtgartens hat der Verein das Schafott, die steinerne Bank sowie den Wölflesbrunnen vor dem Zerfall gerettet und einen Waldlehrpfad installiert, der laufend ergänzt wird. Realisiert wurde dies alles in ehrenamtlicher Arbeit und durch die Finanzierung
von Sponsoren.
1871 wurde dieser Park unter Mithilfe Calwer Bürger angelegt und bietet seitdem einen der ersten Naturlehrpfade. Der Calwer Mediziner und Botaniker Dr. Emil Schüz gab wesentliche Impulse für die Anlage. Der Park wurde mit hier teilweise nicht heimischen Bäumen bepflanzt. So wachsen u.a. seit über 100 Jahren eine Wellingtonia, Douglastannen und Weymouthskiefern.
Der Literaturgarten 2011 wurde durch Schülerinnen und Schüler des Hermann-Hesse-Gymnasiums im Stadtgarten ein Literaturgarten geschaffen. Metallstelen, auf denen nach Jahreszeiten geordnet Gedichte zu lesen sind, huldigen den Namensgeber. Es ist ein Ort der Erholung und Meditation am Rande einer zuweilen doch sehr pulsierenden Stadt.
Am 7. Januar 1696 wurde in dem neu erbauten Schulhaus der erste Unterricht gehalten. Zunächst befanden sich in dem Gebäude die deutsche und die lateinische Schule gemeinsam, später nur noch die Lateinschule. Die Lateinschulen in den Städten waren Einrichtungen des höheren Schulwesens und führten die älteren
Schüler in die Wissenschaften ein. Der Unterricht wurde zu einem großen Teil in lateinischer Sprache gehalten. Da der Schulbesuch Geld kostete, konnten allerdings nur Privilegierte in den Genuss dieser höheren Bildung kommen. In Calw gab es bereits seit 1453 eine Lateinschule. Das Gebäude wurde 1980 von der Stadt Calw
erworben. Seit 1987 befindet sich hier die örtliche Volkshochschule.
An dieser Stelle existierte mindestens seit 1262 (erste urkundliche Erwähnung) eine Kirche, die beim Stadtbrand 1634 zerstört wurde. Der Nachfolgebau stand nur wenige Jahrzehnte – er brannte 1692 ab. Bei beiden Zerstörungen blieb jedoch der Chor aus dem 15. Jahrhundert unversehrt. Der Wiederaufbau der Kirche wurde vermutlich zu übereilt vorgenommen – während des 18. Jahrhunderts waren
immer wieder Reparaturen notwendig. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts war der Verfall dann nicht mehr aufzuhalten, ein Neubau war unausweichlich geworden. Schließlich konnte 1884 mit der grundlegenden Renovierung begonnen werden. Am 7. Oktober 1888 wurde die neue Kirche feierlich eingeweiht.
Die evangelische Stadtkirche ist eine neugotische Kirche des 19. Jahrhunderts mit einigen älteren Teilen. Im Inneren beeindrucken das Kruzifix von 1655 sowie die Glasfenster im spätgotischen Chor aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Beachtenswert ist die Steintafel an der rechten Seite des südlichen Eingangs. Sie hat erstaunlicherweise Zerstörung, Brand und den Abbruch der Kirche überstanden und erinnert an eine Renovierung unter dem bekannten Calwer Dekan Johann Valentin Andreä im Jahre 1627. In der Inschrift »Kalwensi tempo deus ipse est fautor et autor« (Gott selbst ist der Calwer Kirche Schutzherr und Erbauer) wurden einige Buchstaben kurioserweise als große Buchstaben gestaltet (»kaLVVensI teMpLo
DeVs Ipse est faVtor et aVtor«). Liest man diese als römische Zahlen und zählt
sie zusammen, erhält man als Ergebnis die Zahl 1627, die Jahreszahl der Renovierung. Die Inschrift fährt fort: »Im Jahre Christi 1627 zu Frielingszeitten ist diße Kirchen erweittert mitt mehr Fenstern erleuchtet und zu beßerer Bequemligkeit der Zuhörer zugerichtet worden. Gott wolle seinem Wordt ferner Gedeien und Herberg alhie vergonnen. Auch vor Innerund eußerlicher Feindtschafft und Schaden
vätterlich bewahren. Amen.«
Benannt ist das Gebäude nach seinen Stiftern, dem königlich-niederländischen
Generalkonsul Emil von Georgii-Georgenau und Sophie Emilie Georgii, Tochter des württembergischen Finanzministers Gärttner. Georgii-Georgenau wurde 1820 in
Calw geboren, seine Mutter entstammte der bedeutenden Calwer Familie Doertenbach. Die Stifter wollten die Allgemeinbildung der Calwer Bürger heben und schenkten ihnen das Georgenäum als Bildungsstätte. Zugleich sorgten sie mittels einer Stiftung für den Unterhalt der Institution. Das Gebäude wurde 1871 eingeweiht. Die Bibliothek im Haus wurde mit einem Anfangsbestand von 745 Büchern ausgestattet. Im großen Saal wurden Vorträge angeboten, die Konversations- und
Lesezimmer standen allen offen. Ins Georgenäum wurde die Zeichen- und Modellierschule aufgenommen, etwas später auch die Frauenarbeitsschule. Heute haben die weit über die Calwer Stadtgrenzen hinaus bekannten Aurelius Sängerknaben hier ihr Domizil.
Stadtgarten
Der Park hinter dem Georgenäum wurde kurz nach der Errichtung des Gebäudes angelegt und mit teilweise hier nicht heimischen Bäumen bepflanzt. So wachsen hier seit über 100 Jahren unter anderem eine Wellingtonia, Douglastannen und Weymouthskiefern. Dieser Stadtgarten wurde maßgeblich vom Calwer Mediziner und Botaniker Dr. Emil Schüz angelegt und stellte einen der ersten Naturlehrpfade dar.
Ohne Wasser geht beim Gerben gar nichts. Das Gerberhandwerk gehörte seit dem 15. Jahrhundert neben der Tuchmacherei zu den wichtigsten Gewerbezweigen der Stadt Calw. Die Gerber siedelten sich vor allem an der Nagold an, denn sie benötigten für den Gerbprozess reichlich Wasser. Die Felle wurden in die Nagold gehängt und dort gewässert. Auch die Abwässer wurden direkt in den Fluss geleitet. Es war wohl ein übel riechendes Geschäft, weshalb die Gerber auch nicht gerade zu den beliebtesten Handwerkern gehörten.
Museumsgebäude
Das Gebäude der Weißgerberei Balz wurde um 1800 am Nagoldufer, unweit der Nikolauskapelle errichtet. Der für die Region charakteristische Bau besitzt über seinem massiv gemauerten Sockelgeschoss ein zeittypisches Fachwerk, das konstruktiv ausgelegt ist und anlässlich eines Besuchs des Königs im Jahr 1899 verputzt wurde. Im Erdgeschoss und in einem Backsteinanbau an der Nagold, der zur Erweiterung der Produktionsräume angelegt wurde, befinden sich die Wasserwerkstätten mit historischen Maschinen.
Die Räume des 1. Obergeschosses wurden mit Einrichtung des Gerbereibetriebes als Fellstube und Zurichtraum genutzt. Hier wird heute die Trockenverarbeitung der Felle und Häute sowie deren Vermessung gezeigt.
Im ehemaligen Wohngeschoss darüber gibt eine Dokumentation Auskunft über die Gerbereitradition in Calw, die unterschiedlichen Methoden des Gerbens und die entsprechenden Endprodukte. Die beiden Trockenböden zeigen Felltrocknung sowie Wolletransport und werden auch für Wechselausstellungen mit kunsthandwerklichem oder künstlerischem Schwerpunkt genutzt.
Museums-Café
Das Museum verfügt über eine Cafeteria und seit 2014 über einen nostalgischen Museumsladen, der parallel zu den Öffnungszeiten des Museums besucht werden kann.
Öffnungszeiten:
April bis Oktober: Sonntag 14:00 bis 17:00 Uhr
November bis März: geschlossen
Das Museum ist an Feiertagen geschlossen!
Preise:
Erwachsene
2,00 Euro
Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren
1,00 Euro
Gruppen bis 15 Personen
30,00 Euro
Schulklassen bis 15 Personen
15,00 Euro
*Gruppenführungen nach Vereinbarung auch außerhalb der Öffnungszeiten.
1697, fünf Jahre nach der Erbauung des heutigen Gebäudes Marktplatz 6, zog hier ein Händler ein – und Handelshaus blieb es bis heute. Zu besonderer Bekanntheit gelangte es als Geburtshaus von Hermann Hesse. Die Familie Hesse wohnte von 1874 bis 1881 im zweiten Stock dieses Hauses. Hermann Hesse wurde hier am 2. Juli 1877 geboren. Er verbrachte in Calw seine Kindheit und Jugend und hat die Geburtsstadt in seinen Werken immer wieder erwähnt. Das Hermann-Hesse- Museum, mit vielen Dokumenten und Objekten zu Leben und Werk des Literaturnobelpreisträgers, befindet sich nur ein paar Schritte entfernt im Haus Schüz am Oberen Marktplatz.
Im historischen Stadtpalais „Haus Schüz“ mit Blick auf den Calwer Marktplatz und das Geburtshaus des Dichters ist 1990 das Hermann-Hesse-Museum untergebracht. Es zeigt die umfangreichste öffentlich ausgestellte Sammlung über den am 02. Juli 1877 in Calw geborenen Literaturnobelpreisträger von 1946. Hesse gilt als weltweit meistgelesener deutschsprachiger Autor des 20. Jahrhunderts.
In neun reichhaltig ausgestatteten Räumen im 2. Obergeschoss wird ein großer biographischer Bogen über Leben, Werk und Wirkungsgeschichte des Dichters von den ersten schriftstellerischen Versuchen bis zu „Steppenwolf“ und „Glasperlenspiel“ gespannt. Auch der Maler Hesse ist mit eindrucksvollen Bildern vertreten.
Das Museum enthält Werke Hesses in Erstausgaben und seltene spätere Auflagen, Manuskripte, Zeichnungen und Aquarelle aus der Hand des Dichters sowie Fotos seiner Lebensstationen – insbesondere in Calw. Originalzeichnungen Prof. Gunter Böhmers zu Hesses Leben und Werk, aber auch die Auseinandersetzung anderer Künstler mit Hermann Hesse ergänzen die Ausstellung.
Im Erdgeschoss bietet der Museumsshop im Kassenraum eine reichhaltige Auswahl an Werken Hermann Hesses sowie Sekundärliteratur zum Kauf. Hier sind auch Audioguides zur biografischen Ausstellung in deutscher, englischer und japanischer Sprache erhältlich.
Öffnungszeiten:
April bis Oktober:
Dienstag bis Sonntag 11:00 bis 17:00 Uhr
November bis März:
Mittwoch bis Sonntag 11:00 bis 16:00 Uhr
An Ostern und Pfíngsten ist das Museum geöffnet.
Karfreitag, Heiligabend, 1. Weihnachtsfeiertag, Silvester geschlossen.
Am 2. Weihnachtsfeiertag und Neujahr geöffnet.
Eintrittspreise:
Erwachsene
5,00 Euro
Kinder und Jugendliche
3,00 Euro
Gruppen (ab 10 Personen)
3,00 Euro
bei Führungen unter zehn Personen gibt es einen Pauschalpreis:
innerhalb der Öffnungszeiten
60,00 Euro
außerhalb der Öffnungszeiten
70,00 Euro
Führungen ab zehn Personen:
während der Öffnungszeiten
Erwachsene
6,00 Euro
Schüler, Studenten, Rentner
4,00 Euro
außerhalb der Öffnungszeiten
Erwachsene
7,00 Euro
Schüler, Studenten, Rentner
5,00 Euro
Kombiticket:
Hesseführung mit Besuch des Hermann Hesse Museums
Gruppen bis 15 Personen deutsch 125,00 Euro/ jede weitere Person 6,00 Euro
Gruppen bis 15 Personen englisch, französisch oder italienisch
145,00 Euro/ jede weitere Person 6,00 Euro
Der Calwer Marktplatz zeigt ein weitgehend geschlossenes Fachwerkensemble. Die Häuser wurden Ende des 17. Jahrhunderts nach einem verheerenden Stadtbrand neu aufgebaut und waren einst bevorzugte Wohngegend der einflussreichen und vermögenden Calwer Handelsherren und Unternehmer.
Marktbrunnen
Die beiden Marktbrunnen wurden erstmals 1523 erwähnt. Ihr heutiges Aussehen
erhielten die Brunnen vermutlich 1686. Die Zuleitung des Wassers erfolgte bis ca. 1877 über sogenannte Teuchelleitungen. Die Brunnen dienten auch als Wasserspeicher zur Brandbekämpfung. Das Wasser reichte leider nicht aus, um die großen Stadtbrände in den Jahren 1634 und 1692 einzudämmen. Im Jahre 1622 hat der Steinmetz Hans Kessler den oberen Marktbrunnen für 760 Gulden neu erstellt. Der Brunnen trägt auf seiner Brunnensäule die Jahreszahl 1686 und einen Löwen, der das Württembergische und das Calwer Wappen hält. Der Löwe ist nicht nur das Wappentier der Calwer sondern auch Schildträger der Wappen des Herzogs von Württemberg.
In dem obersten Gebäude der Gasse wohnten Hesses Großvater Hermann Gundert und seine Familie 1859-1862, bevor sie in das Verlagsvereinshaus in der Bischofstraße zogen. Bei der Stützmauer gegenüber wäre jene Wirtschaft von Phillip Manz zu lokalisieren, in der die Spitalpfründer in Hesses Erzählung "In der alten Sonne" verkehren. Im "Glasperlenspiel" wird die Metzgergasse als "Josef-Knecht-Gasse" geschildert.
Die steinerne Brücke und die gotische Kapelle wurden um 1400 gebaut. Die Kapelle wurde St. Nikolaus geweiht, dem Schutzpatron gegen hohes und stürmisches Wasser. Im Zuge der Reformation im 16. Jahrhundert wurden wahrscheinlich die beiden ehemaligen Figuren aus den Nischen links und rechts des Kapellenportals entfernt. Bei der Renovierung der Kapelle im Jahre 1926 wurden die Figuren eines Tuchhändlers und eines Flößers in den Nischen platziert. Sie symbolisieren die einstigen wirtschaftlichen Säulen der Stadt, die Tuch- und Zeugmacherei und den Handel mit deren Erzeugnissen sowie die Flößerei, verbunden mit dem Holzhandel. Durch diese beiden Gewerbezweige war Calw für lange Zeit eine der wirtschaftlich stärksten Städte Württembergs. Die Fensterscheiben der Kapelle zeigen die Wappen Calwer Familien. Auch sie wurden bei der Renovierung im Jahre 1926 neu eingesetzt.
Nikolausbrücke und Nikolauskapelle gelten als Wahrzeichen Calws. Auf der Nikolausbrücke fuhren bis in die 1970er Jahre noch Autos. Als der Verkehr zu dicht wurde und man um das alte Bauwerk bangte, wurde eine neue Verbindung über die Nagold geschaffen, die Marktbrücke. Damit wurde die Nikolausbrücke entlastet. Von der Brücke konnte man bis vor 100 Jahren den Flößern bei ihrer harten und Kraft raubenden Arbeit zusehen: Sie manövrierten Flöße von zehn bis 15 Gstören (ein Gstör wird zusammengebunden aus sechs bis acht Stämmen) durch diesen Engpass, also Flöße aus zirka 100 Stämmen und einer Länge von 150 bis 200 Metern.