Literarischer Streifzug durch Hermann Hesses Geburtsstadt
Nach dem berühmtesten Sohn der Stadt nennt sich Calw heute mit Stolz „Die Hermann-Hesse-Stadt“. An so manchem Ort treffen Sie ihn sogar noch „persönlich“ an.
Erkunden Sie daher unbedingt die schmalen Gassen mit ihren schmucken Fachwerkhäusern, individuellen Geschäften und charmanten Cafés und sehen Sie Calw mit den Augen Hermann Hesses.
Am 7. Januar 1696 wurde in dem neu erbauten Schulhaus der erste Unterricht gehalten. Zunächst befanden sich in dem Gebäude die deutsche und die lateinische Schule gemeinsam, später nur noch die Lateinschule. Die Lateinschulen in den Städten waren Einrichtungen des höheren Schulwesens und führten die älteren
Schüler in die Wissenschaften ein. Der Unterricht wurde zu einem großen Teil in lateinischer Sprache gehalten. Da der Schulbesuch Geld kostete, konnten allerdings nur Privilegierte in den Genuss dieser höheren Bildung kommen. In Calw gab es bereits seit 1453 eine Lateinschule. Das Gebäude wurde 1980 von der Stadt Calw
erworben. Seit 1987 befindet sich hier die örtliche Volkshochschule.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts ging dieses Gebäude in den Besitz der Zeughandlungscompagnie über, die hier das »Neue Kaufhaus« einrichtete. Es bestand unter anderem aus einem Laden zum Ankauf der Ware, Magazinen für Wolle und fertige Ware sowie der Packkammer. 1877 erwarb der Evangelische Verein das Anwesen und nutzte es als Vereinshaus. Nach der 1955 erfolgten Renovierung erhielt das Haus den Namen Andreähaus zur Erinnerung an den Calwer Dekan Johann Valentin Andreä, der von 1620 bis 1639 in Calw wirkte.
Lederstraße – seit über 500 Jahren trägt sie diesen Namen, weil hier früher viele Gerber (Lederhandwerker) wohnten und arbeiteten (heute Fußgängerzone und Einkaufsstraße). Um die Tradition der Lederverarbeitung in Calw der Nachwelt im Bewusstsein zu halten, richtete ein Bürgerverein in der früheren Gerberei Balz in der Badstraße ein Gerberei-Museum ein, das das Gebäude mit den zugehörigen Maschinen und Einrichtungen dieses Handwerks anschaulich zeigt.
Gasthof, um 1870 durch Georg Thudium (1854-1892) umgebaut und erweitert. Eine Kegelbahn wird eingerichtet. Der große Saal bekommt als Versammlungs- und Vortragsraum in der Stadt Bedeutung. - In der Erzählung "Eine Fußreise im Herbst" firmiert er als "Schwäbischer Hof am Brühl", in der Erzählung "Die Heimkehr" als "Bayrischer Hof".
Ehemals Haus und Werkstatt des Schlossers Gottlob Mohr (geb. 1843) und seiner Familie. Das Erlebnis des frühen Todes des künstlerisch begabten Spielkameraden Hermann Mohr (1879 - 1889) schildert Hesse in der Erzählung "Der Mohrle" oder "Erlebnis aus der Knabenzeit".
Hier war das Stammhaus der Mechanischen Werkstatt und Turmuhrenfabrikation Perrot, bei der Hesse 1894/95 ein 14-monatiges Praktikum absolvierte. Allerdings arbeitete er dabei nicht in diesem Haus, sondern in der Mittleren Mühle, die an der Stelle des heutigen Parkhauses Lederstraße stand. Sein Lehrmeister Heinrich Perrot (1864-1949) hatte dort einen Werkstattraum angemietet und sich von der väterlichen Werkstatt in der Bahnhofstraße unabhängig gemacht. Seine Werkstatt-Erfahrungen hat Hermann Hesse u.a. in „Unterm Rad“ und den Erzählungen „Aus der Werkstatt“, „Der Schlossergeselle“, „Hans Dierlamms Lehrzeit“ und „Peter Bastians Jugend“ verarbeitet. Im Haus Bahnhofstraße 24 war das Café Haager, das in der Erzählung „Kinderseele“ eine Rolle spielt.
Bischofsbrunnen Im Zentralen Omnibus Bahnhof (ZOB)
Aus diesem Brunnen in der Nachbarschaft, der freilich damals in einem einfachen Keller gefasst war, hat Hesse als Kind für seinen Vater, "der ein Asket und dennoch in den einfachsten Dingen ein Feinschmecker war" oft in einem graublauen Stuttgarter Krug
Trinkwasser geholt.
1854-1920 Sitz des 1836 gegründeten Calwer Verlagsvereins, den Hesses Großvater Hermann Gundert 1862-1893 und sein Vater 1893-1905 leiteten. 1862-1893 Amtswohnung von Hermann Gundert und seiner Familie. 1886-1889 und 1893-1905 wohnte auch die Familie Hesse mit den Kindern in diesem Haus, das für Hesse das eigentliche "Vaterhaus" mit "Großvaters Bibliothek" ist. Hier entstehen u. a. bei Ferienaufenthalten im Elternhaus die kleinen Erzählungen des „Calwer Tagebuchs“ (1901) und Teile des Romans "Unterm Rad" (1903/1904). – Das Gebäude hat durch Renovierungen leider seine klassizistische Fassade völlig eingebüßt. Auch die auf Wunsch der Mutter Hesse 1895 hinten am Haus angebaute Veranda wurde 2008 verändert und uneinsehbar.
Bedeutung für Gärten und Parks:
Der kleine Park an der Nagold bietet viel Grün, durchzogen von Wegen. Auf dieser Fläche war zu früheren Zeiten der Markt. In der Nähe des „Brühl“ befanden sich die Gartenanlagen der Botaniker und Apotheker der Familien Gärtner, die diese Anlagen für ihre Versuche benötigten.
Die wissenschaftlichen Leistungen von Josef (1732 - 1791) und Carl Friedrich v. Gärtner (1772 - 1850) sind gar nicht hoch genug einzuschätzen. Vater und Sohn widmeten ihr Leben der Botanik und beeinflussten mit ihren bahnbrechenden Grundlagen-Forschungen Charles Darwin mit seiner Evolutionstheorie wie auch die Mendelsche Vererbungslehre.
Anlässlich der Bedeutung der beiden Naturforscher wurde die Majolicawand an der Mauer geschaffen; der Platz behielt auf Beschluss des Gemeinderates seinen alten Namen „Großer Brühl“.
Bedeutung für Hermann-Hesse-Rundgang:
Hier war das Spiel- und Festgelände der Stadt. Eine Zirkusvorstellung auf dem Brühl schildert Hermann Hesse in der Erzählung „Schön ist die Jugend“. Damals war der Platz von großen Bäumen umstanden, deren Verheerung durch einen Wettersturm am 1. Juli 1895 Hesse in der Erzählung „Der Zyklon“ schildert.
Seit 1698 Sitz des evangelischen Dekans (früher Spezialsuperintendent genannt). Im "Vierten Lebenslauf des Josef Knecht", der im Kontext des „Glasperlenspiels“ entstand, beschreibt Hesse das Haus als "Spezialat" der Ordensverwaltung.
Bedeutung für Leben mit Wasser-Rundgang:
Die Nagold entspringt einer Quelle bei Urnagold (Gemeinde Seewald) und mündet im Pforzheimer Stadtzentrum in die Enz. Die nagold ist 92 Kilometer land und hat ein Einzugsgebiet mit einer Fläche von ca. 1.150 Quadratkilometer. Sie hatte für Calw immer schon eine große Bedeutung: Sie lieferte Trinkwasser für Mensch, Tier und Pflanzen, Wasch- und Gebrauchswasser für die Hauswirtschaft und viele (vor-) industrielle Betrieben wie beispielsweise die Gerberei. Früher trieb die Nagold mit ihrer Wasserkraft Mühlen und Sägewerke an, heute sind es Generatoren zur Stromerzeugung. Weiter hat die Nagold eine wichtige Funktion als Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Die wichtigsten Nebenfflüsse sind Waldach, Teinach und Würm.
Bedeutung für Hermann-Hesse-Rundgang:
Zu Hesses Jugendzeit war die Nagold im Stadtgebiet fast durchgängig aufgestaut, damit die Müller, Handwerker und Fabriken Wasserkraft hatten. Entlang der Ufer besaßen auch
die Gerber, nach denen Hesse der Stadt den poetischen Namen „Gerbersau“ gab, ihre Arbeitsstätten. Von der Brücke herab und von Ufergebüschen aus angelte Hermann Hesse gerne und oft. Hundert Meter oberhalb der Brücke auf der rechten Seiten lag die in „Unterm Rad“ geschilderte Badwiese. Die Flößerei auf der Nagold hat Hesse in der Erzählung „Floßfahrt“ anschaulich beschrieben.
Der östliche Zugang zur Nikolausbrücke wird durch zwei große von dem Herzoglichen Hofbaudirektor R.F.H. Fischer entworfene Gebäude flankiert. Das von der Brücke aus gesehen linke Haus (Bischofstraße 1) war bis 1692 Städtisches Spital, ab 1791 dann von Bürgermeister Hasenmayer erbautes Patrizierhaus, später Geschäftshaus Reichert. In dem anderen, fast baugleichen Haus Bahnhoftsraße 2, befand sich schon 1723 ein gut eingerichtetes Gasthaus (Waldhorn), in dem 1812 Ludwig Uhland abgestiegen ist und auch Hermann Hesse.
An dieser Stelle existierte mindestens seit 1262 (erste urkundliche Erwähnung) eine Kirche, die beim Stadtbrand 1634 zerstört wurde. Der Nachfolgebau stand nur wenige Jahrzehnte – er brannte 1692 ab. Bei beiden Zerstörungen blieb jedoch der Chor aus dem 15. Jahrhundert unversehrt. Der Wiederaufbau der Kirche wurde vermutlich zu übereilt vorgenommen – während des 18. Jahrhunderts waren
immer wieder Reparaturen notwendig. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts war der Verfall dann nicht mehr aufzuhalten, ein Neubau war unausweichlich geworden. Schließlich konnte 1884 mit der grundlegenden Renovierung begonnen werden. Am 7. Oktober 1888 wurde die neue Kirche feierlich eingeweiht.
Die evangelische Stadtkirche ist eine neugotische Kirche des 19. Jahrhunderts mit einigen älteren Teilen. Im Inneren beeindrucken das Kruzifix von 1655 sowie die Glasfenster im spätgotischen Chor aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Beachtenswert ist die Steintafel an der rechten Seite des südlichen Eingangs. Sie hat erstaunlicherweise Zerstörung, Brand und den Abbruch der Kirche überstanden und erinnert an eine Renovierung unter dem bekannten Calwer Dekan Johann Valentin Andreä im Jahre 1627. In der Inschrift »Kalwensi tempo deus ipse est fautor et autor« (Gott selbst ist der Calwer Kirche Schutzherr und Erbauer) wurden einige Buchstaben kurioserweise als große Buchstaben gestaltet (»kaLVVensI teMpLo
DeVs Ipse est faVtor et aVtor«). Liest man diese als römische Zahlen und zählt
sie zusammen, erhält man als Ergebnis die Zahl 1627, die Jahreszahl der Renovierung. Die Inschrift fährt fort: »Im Jahre Christi 1627 zu Frielingszeitten ist diße Kirchen erweittert mitt mehr Fenstern erleuchtet und zu beßerer Bequemligkeit der Zuhörer zugerichtet worden. Gott wolle seinem Wordt ferner Gedeien und Herberg alhie vergonnen. Auch vor Innerund eußerlicher Feindtschafft und Schaden
vätterlich bewahren. Amen.«
Seit 1618 Friedhof der Stadt Calw. An der unteren Mauer befinden
sich innerhalb des Schill’schen Familiengrabes die Gräber der mit der Familie Schill verschwägerten Mitglieder der Familien Hesse und Gundert: Marie Hesse, verw. Isenberg, geb. Gundert, 18.10.1842 - 24.04.1902, Hesses Mutter; – Dr. phil. Hermann Gundert, Missionar, Indologe und Verleger, 04.02.1814 - 24.04.1893, Hesses Großvater mütterlicherseits (von Hesse porträtiert in der Erinnerung „Großväterliches“); – Julie Gundert, geb. Dubois, 01.10.1809 - 18.09.1885, Hesses Großmutter mütterlicherseits.
– Uranie Dubois, 15.01.1806 - 15.01.1885, Hesses Großtante, die seit 1872 in Calw lebte. – Friedrich Gundert, 07.03.1847 - 15.07.1925 und Emma Gundert, geb. Heermann, 04.07.1848 - 01.10.1918, Hesses Onkel und Tante (die beide in der Erzählung „Schön ist die Jugend“ geschildert werden).
Benannt ist das Gebäude nach seinen Stiftern, dem königlich-niederländischen
Generalkonsul Emil von Georgii-Georgenau und Sophie Emilie Georgii, Tochter des württembergischen Finanzministers Gärttner. Georgii-Georgenau wurde 1820 in
Calw geboren, seine Mutter entstammte der bedeutenden Calwer Familie Doertenbach. Die Stifter wollten die Allgemeinbildung der Calwer Bürger heben und schenkten ihnen das Georgenäum als Bildungsstätte. Zugleich sorgten sie mittels einer Stiftung für den Unterhalt der Institution. Das Gebäude wurde 1871 eingeweiht. Die Bibliothek im Haus wurde mit einem Anfangsbestand von 745 Büchern ausgestattet. Im großen Saal wurden Vorträge angeboten, die Konversations- und
Lesezimmer standen allen offen. Ins Georgenäum wurde die Zeichen- und Modellierschule aufgenommen, etwas später auch die Frauenarbeitsschule. Heute haben die weit über die Calwer Stadtgrenzen hinaus bekannten Aurelius Sängerknaben hier ihr Domizil.
Stadtgarten
Der Park hinter dem Georgenäum wurde kurz nach der Errichtung des Gebäudes angelegt und mit teilweise hier nicht heimischen Bäumen bepflanzt. So wachsen hier seit über 100 Jahren unter anderem eine Wellingtonia, Douglastannen und Weymouthskiefern. Dieser Stadtgarten wurde maßgeblich vom Calwer Mediziner und Botaniker Dr. Emil Schüz angelegt und stellte einen der ersten Naturlehrpfade dar.
Haus Giebenrath, früher Gasthof und Bäckerei, jetzt Pension "Alte Post". Der Bäcker und Wirt Heinrich Giebenrath (1853 - 1939) war der unmittelbare Nachbar der 1886-1889 und 1893-1905 im Verlagsvereinshaus in der Bischofstraße 4 wohnenden Hesses. Den Namen "Hans Giebenrath" gab Hesse der Hauptfigur in seinem Roman "Unterm Rad"; bei der Beschreibung von dessen Vaterhaus hatte er wohl dieses Haus vor Augen.
Haus Schaber (Wohn- und Handelshaus sowie Geburtshaus von Hermann Hesse)
1697, fünf Jahre nach der Erbauung des heutigen Gebäudes Marktplatz 6, zog hier ein Händler ein – und Handelshaus blieb es bis heute. Zu besonderer Bekanntheit gelangte es als Geburtshaus von Hermann Hesse. Die Familie Hesse wohnte von 1874 bis 1881 im zweiten Stock dieses Hauses. Hermann Hesse wurde hier am 2. Juli 1877 geboren. Er verbrachte in Calw seine Kindheit und Jugend und hat die Geburtsstadt in seinen Werken immer wieder erwähnt. Das Hermann-Hesse- Museum, mit vielen Dokumenten und Objekten zu Leben und Werk des Literaturnobelpreisträgers, befindet sich nur ein paar Schritte entfernt im Haus Schüz am Oberen Marktplatz.
Der Arzt Johann Georg Zahn beauftragte zu Beginn des 19. Jahrhunderts den Hofarchitekten Reinhard Fischer mit dem Bau eines repräsentativen Wohnhauses. Fischer hatte in Calw einige Jahre zuvor schon das prächtige Palais von Johann Martin Vischer, das Haus Reichert und das Hotel Waldhorn erbaut. Das Palais Zahns wurde in den Jahren 1813/14 errichtet. Als Erbe ging das Haus später an die Familie Schüz. Einem Mitglied dieser Familie, dem Mediziner Emil Schüz, verdankt Calw eine Besonderheit: Er ließ seit 1871 im Gelände hinter dem Georgenäum, im heutigen Stadtgarten, viele Arten von Bäumen pflanzen und schuf damit einen der ersten Naturlehrpfade. Heute beherbergt das Haus am Marktplatz das Hermann-Hesse-Museum mit einer der umfangreichsten Sammlungen an Exponaten zu Leben und Werk des weltbekannten Schriftstellers. www.calw.de/Hermann-Hesse-Museum
Altburger Straße
Links vom Haus Schüz geht der Marktplatz in diese malerische Gasse über. Ihre zahlreichen Fachwerkhäuser bilden ein farbenfrohes, lebendiges Ensemble. Von der Altburger Straße zweigt die Burgsteige ab. Sie führt hinauf auf den Berg, auf dem einst die Burg der Calwer Grafen stand. Die Reste der Burg mussten im 17. Jahrhundert dem von Heinrich Schickhardt entworfenen Neubau eines Schlosses weichen, der allerdings über die Grundmauern nicht hinauskam.
Im historischen Stadtpalais „Haus Schüz“ mit Blick auf den Calwer Marktplatz und das Geburtshaus des Dichters ist 1990 das Hermann-Hesse-Museum untergebracht. Es zeigt die umfangreichste öffentlich ausgestellte Sammlung über den am 02. Juli 1877 in Calw geborenen Literaturnobelpreisträger von 1946. Hesse gilt als weltweit meistgelesener deutschsprachiger Autor des 20. Jahrhunderts.
In neun reichhaltig ausgestatteten Räumen im 2. Obergeschoss wird ein großer biographischer Bogen über Leben, Werk und Wirkungsgeschichte des Dichters von den ersten schriftstellerischen Versuchen bis zu „Steppenwolf“ und „Glasperlenspiel“ gespannt. Auch der Maler Hesse ist mit eindrucksvollen Bildern vertreten.
Das Museum enthält Werke Hesses in Erstausgaben und seltene spätere Auflagen, Manuskripte, Zeichnungen und Aquarelle aus der Hand des Dichters sowie Fotos seiner Lebensstationen – insbesondere in Calw. Originalzeichnungen Prof. Gunter Böhmers zu Hesses Leben und Werk, aber auch die Auseinandersetzung anderer Künstler mit Hermann Hesse ergänzen die Ausstellung.
Im Erdgeschoss bietet der Museumsshop im Kassenraum eine reichhaltige Auswahl an Werken Hermann Hesses sowie Sekundärliteratur zum Kauf. Hier sind auch Audioguides zur biografischen Ausstellung in deutscher, englischer und japanischer Sprache erhältlich.
Öffnungszeiten:
April bis Oktober:
Dienstag bis Sonntag 11:00 bis 17:00 Uhr
November bis März:
Mittwoch bis Sonntag 11:00 bis 16:00 Uhr
An Ostern und Pfíngsten ist das Museum geöffnet.
Karfreitag, Heiligabend, 1. Weihnachtsfeiertag, Silvester geschlossen.
Am 2. Weihnachtsfeiertag und Neujahr geöffnet.
Eintrittspreise:
Erwachsene
5,00 Euro
Kinder und Jugendliche
3,00 Euro
Gruppen (ab 10 Personen)
3,00 Euro
bei Führungen unter zehn Personen gibt es einen Pauschalpreis:
innerhalb der Öffnungszeiten
60,00 Euro
außerhalb der Öffnungszeiten
70,00 Euro
Führungen ab zehn Personen:
während der Öffnungszeiten
Erwachsene
6,00 Euro
Schüler, Studenten, Rentner
4,00 Euro
außerhalb der Öffnungszeiten
Erwachsene
7,00 Euro
Schüler, Studenten, Rentner
5,00 Euro
Kombiticket:
Hesseführung mit Besuch des Hermann Hesse Museums
Gruppen bis 15 Personen deutsch 125,00 Euro/ jede weitere Person 6,00 Euro
Gruppen bis 15 Personen englisch, französisch oder italienisch
145,00 Euro/ jede weitere Person 6,00 Euro
Bedeutung für Hermann-Hesse-Rundgang:
Der Brunnen auf dem Platz vor der Brücke wurde 1920 durch Gemeinderatsbeschluss zum „Hermann-Hesse-Brunnen". Zu Hesses 70. Geburtstag 1947 wurde auch der Platz selbst nach dem Nobelpreisträger von 1946 benannt.
Haus Feldweg in Hirsau, heute Hotel Kloster Hirsau. Spaziergänge auf dem Wiesenweg an der Nagold nach Hirsau gehörten zum traditionellen Sonntagsprogramm der Familie Hesse. Ziel solcher Exkursionen war das Haus des Straßenbauinspektors Georg Heinrich Feldweg (1812 - 1895), dessen Tochter Beate (1855 - 1935) in zweiter Ehe Hesses Onkel David Gundert (1850 - 1945) geheiratet hatte, den Kommissionär der Calwer Verlagbuchhandlung in Stuttgart und Gründer und Leiter des D.Gundert Verlags in Stuttgart.
Zwischen einem heute durch die Straße überbauten Nagoldarm und dem Fluss befand
sich eine Insel, auf der die ehemalige Schill- & Wagner sche Deckenfabrik, seit 1895 die Vereinigte Decken- und Tuchfabriken AG Calw stand. Hier wohnten u.a. italienische Familien, die zur Zeit des Bahnbaus nach Calw kamen (1865-1874); eine Italienerin und die ehemaligen Werkstätten und Fabriken in der „Insel“ spielen in der Erzählung "Hans Dierlamms Lehrzeit" eine Rolle; hier erlebt der Ich-Erzähler auch am 1. Juli 1895 den Wirbelsturm, der in "Der Zyklon" geschildert wird.
An der Ecke Marktplatz/Marktstraße befand sich in den späten 1880er-Jahren die Obstbude der Frau Haas, der Spielwarenladen von Jakob Jenisch (1851-1939) und die Werkstatt des Kupferschmieds Heinrich Kirn (1841-1911). Sie sind in der Erzählung "Unterbrochene Schulstunde" erwähnt.
In dem obersten Gebäude der Gasse wohnten Hesses Großvater Hermann Gundert und seine Familie 1859-1862, bevor sie in das Verlagsvereinshaus in der Bischofstraße zogen. Bei der Stützmauer gegenüber wäre jene Wirtschaft von Phillip Manz zu lokalisieren, in der die Spitalpfründer in Hesses Erzählung "In der alten Sonne" verkehren. Im "Glasperlenspiel" wird die Metzgergasse als "Josef-Knecht-Gasse" geschildert.
Das Wahrzeichen der Stadt Calw ist die älteste Steinbrücke über die Nagold mit der Kapelle des Nikolaus auf dem Mittelpfeiler; sie wurde um 1400 erbaut, 1863/64 und 1926 erneuert; dabei wurde die Kapelle mit einem neuen Türmchen versehen. Die Brücke war für Hesse der ihm "liebste Platz im Städtchen“, selbst der „Domplatz von Florenz" schien ihm "nichts dagegen". Zum 125 jährigen Geburtstag Hermann Hesses im Jahr 2002 wurde eine lebensgroße Hermann-Hesse-Bronze-Skulptur des Künstlers Kurt Tassotti an diesem Platz aufgestellt.
Bauherr dieses prächtigen Bürgerhauses aus den Jahren 1787 bis 1791 ist Johann Martin Vischer, der der Holländer Holz-Compagnie Calw vorstand. Diese Compagnie verkaufte Schwarzwälder Holz bis nach Holland und nach England. Der Holzhandel war ein sehr einträgliches Geschäft, der Chef der Compagnie ein reicher Mann. Und so konnte er für die Errichtung seines neuen Wohn- und Geschäftshauses in der Bischofstraße den Stuttgarter Hofarchitekten Reinhard Ferdinand Heinrich Fischer engagieren. Dieses Haus ist das prachtvollste Palais in Calw und zeugt schon in seinen Ausmaßen und seinem äußeren Erscheinungsbild vom Reichtum seines Erbauers. Auf die Innenausstattung legte der Bauherr sehr viel Wert und investierte Zeit und Geld. Die wichtigsten Räume sind mit ihrer Wanddekoration und ihren stukkierten Decken erhalten geblieben und vermitteln eindrucksvoll das Bild eines »Bürgerhauses um 1800«. In dem Gebäude wurde im Jahre 1799 Emilie Vischer geboren, die später Ludwig Uhland, einen schwäbischen Dichter heiratete. 1961 wurde das Palais von der Stadt erworben. Es beherbergt heute das Museum der Stadt Calw.
Museum der Stadt
Das Museum dokumentiert mit verschiedenen Sammlungen und zahlreichen Exponaten die reiche Geschichte der Stadt. Es zeigt Calw als das ehemalige Wirtschaftszentrum Württembergs, und stellt wichtige Persönlichkeiten vor, die aus Calw stammten bzw. hier wirkten. www.calw.de/Palais-Vischer
Öffnungszeiten
April bis Oktober: Samstag und Sonntag 14:00 bis 17:00 Uhr
November bis März: geschlossen
Außerhalb der Öffnungszeiten:
Führungen für Gruppen nach Vereinbarung
Kosten: 60,00 Euro für eine Gruppe bis 15 Personen
Öffentliche Sonderführungen
Museumsspaziergang durch das Handelshaus
Kosten: 2,00 Euro zuzüglich zum Museumseintritt
Eintrittspreise:
Erwachsene
2,00 Euro
Jugendliche (zwölf bis 18 Jahre) und Gruppen ab zehn Personen
Das erste Rathaus an dieser Stelle wurde 1454 errichtet. Es wurde 1634 zerstört. Der heutige steinerne Unterbau des Rathauses entstammt dem Jahre 1673. In der einst offenen Markthalle wurde Getreide verkauft, Metzger und Bäcker hatten hier ihre Verkaufsstände. Als das Gebäude 1692 erneut abbrannte, blieb der steinerne Unterbau erhalten. Die oberen Stockwerke wurden zwischen 1726 und 1730 neu errichtet. 1929 wurde die Fassade in ihrem Charakter verändert, indem sämtliche Fensterumrahmungen des 18. Jahrhunderts abgeschlagen wurden. Zu diesem Zeitpunkt brachte man auch die Figuren an, die die drei wichtigsten Aufgaben der Stadt gegenüber ihren Bürgern symbolisieren sollen: Die Rittergestalt steht für den Schutz, der Baum für die Verwurzelung und das Gedeihen des Gemeinwesens und die Mutter mit Kindern für die Fürsorge. Über den Arkaden befinden sich links das württembergische Wappen und rechts das Wappen der Stadt Calw.
Calwer Marktplatz
Der Calwer Marktplatz zeigt ein weitgehend geschlossenes Fachwerkensemble. Die Häuser wurden Ende des 17. Jahrhunderts nach einem verheerenden Stadtbrand neu aufgebaut und waren einst bevorzugte Wohngegend der einflussreichen und vermögenden Calwer Handelsherren und Unternehmer.
Im Jahre 1696 wurde das Salzhaus neu erbaut. Vom 15. Jahrhundert bis 1807 hatten die württembergischen Amtsstädte die Aufgabe, die Bevölkerung mit Salz zu versorgen. In Calw wurde das »weiße Gold« im »Salzkasten« hinter dem Rathaus
gelagert, wo sich auch die Ratsschreiberei befand. Seit 1730 hatte eine private Calwer Handelsgesellschaft das Privileg des Salzhandels. Zunächst unter der Leitung von Martin Notter und später, mit Unterbrechungen, unter der seines Sohnes hatte die Gesellschaft das Recht, Salz aus Bayern nach Württemberg einzuführen. Johann Martin Notter jun. starb 1802 als einer der reichsten Männer des Herzogtums Württemberg mit einem nachgelassenen Vermögen von 750.000 Gulden.
Ehemaliger Fruchtmarkt
Der Platz zwischen Salzkasten und Rathaus ist der ehemalige Fruchtmarkt. Hier wurde lange Zeit Getreide verkauft.
Noch unter dem Eindruck des verheerenden Stadtbrandes 1692, der alle Holzbauten Calws zerstört hatte, begann der Teilhaber der Zeughandlungscompagnie Johannes Schill im Jahre 1694 mit dem Bau des Steinhauses mit feuerfesten Gewölben aus Stein. Weil ihn seine Geschäftsreisen unter anderem nach Bozen führten, hatte er im Laufe der Zeit eine Vorliebe für den Südtiroler Baustil entwickelt. In diesem Stil ließ er sich nun sein Haus errichten. Im Steinhaus war Hermann Hesse oft zu Gast, denn sein Onkel Friedrich Gundert wohnte hier mit seiner Familie.
Weinsteg
Über den Weinsteg kommt man wieder auf die linke Nagoldseite. Der Name des Steges geht auf den Transport von Wein zwischen den Weinkellern auf der rechten Nagoldseite und den Weinhandlungen bzw. Wirtschaften auf der anderen Flussseite zurück. Der Weg vom Weinsteg zur Ledergasse führt vorbei an einigen Hochwassermarkierungen, die das ganze Ausmaß der früher regelmäßig wiederkehrenden Fluten deutlich machen. Nachdem 1947 ein verheerendes Hochwasser Calw tagelang in Atem hielt, wurde ab 1948 die Nagold reguliert, in der Hoffnung, damit dem Wasser beizukommen. Doch auch heute noch ist die Gefahr, dass die Nagold über ihre Ufer tritt, nicht endgültig gebannt.
Der schon im Mittelalter genannte Nagoldübergang, der 1863 mit einer schmalen Eisenbrücke versehen wird, spielt in der Jagd nach dem entflogenen Papageien Polly der Familie Hesse in der Erinnerung "Aus Kinderzeiten" eine Rolle.
Mietwohnung der Familie Hesse von September 1889 bis Juni 1893 im zweiten Stock des Staudenmeyerschen Hauses (heute Haus Flory). In diesem Haus geschah im November 1889 der in der Erzählung "Kinderseele" geschilderte Feigendiebstahl.