Stadtnachricht

Renaturierung des Winkelbachs ist in vollem Gange


Renaturierung des Winkelbachs

Bald geht es weiter im Winkeltal bei Stammheim. Dort werden seit Ende vergangenen Jahres Maßnahmen umgesetzt, die die Eingriffe in die Natur für das Wohngebiet „Schafweg III“ und das Gewerbegebiet „Stammheimer Feld III“ ausgleichen werden. Und viel ist schon geschafft: Der neue Bachlauf ist modelliert, die Gewässersohle gestaltet und ein Quellteich angelegt sowie angeschlossen.

Jetzt fehlt noch die Pflanzung von gewässerbegleitenden Gehölzen und diversen Gebüschstrukturen. Die Uferbereiche erhalten außerdem eine spezielle Ansaat. Diese Maßnahmen werden im Frühjahr umgesetzt. Schon während der Bebauungsplanverfahren für die Gebiete „Schafweg III“ und „Stammheimer Feld III“ hatten Umweltprüfungen ein Defizit von rund 430.000 Ökopunkten ergeben, das kompensiert werden muss.

Aushebung des neuen Quellteichs im WinkeltalKein ungewöhnliches Ergebnis, da bei Erschließungen freie Flächen bebaut und versiegelt werden. Das bedeutet auch, dass Lebensräume für Tiere und Pflanzen sowie Biotope wegfallen.

Um an anderer Stelle einen Ausgleich zu schaffen, hat die Stadt Calw das Umweltbüro WerkgruppeGrün aus Bad Liebenzell mit der Erstellung des Biotopkonzepts Winkeltal beauftragt. Dessen zentrale Bestandteile: Renaturierung des Winkelbaches, Erstellung eines Quellteichs und Pflegemanagement für die umgebenden Wiesenflächen.

Die Umsetzung des Konzepts, die der Gemeinderat 2018 beschlossen hatte, ist mit der Wasserrechtsbehörde des Landratsamts Calw abgestimmt und von den Naturschutzbehörden des Landratsamts sowie des Regierungspräsidiums sehr begrüßt worden.

Quellwasser fließt in neuen Teich

Das Winkeltal liegt südlich von Stammheim. Im Norden schließen Kleingärten, eine Tennisanlage und das Maria von Linden-Gymnasium an. Im südlichen Bereich der Fläche befinden sich zwei Quellen. Die dortigen Zäune wurden bereits abgebaut. Sie werden nicht mehr benötigt, da die Stadtwerke Calw die Quellen nicht mehr zur Trinkwassergewinnung nutzen – der Grad der Wasserhärte ist zu hoch. Hinzu kommt, dass bei einer Untersuchung des Winkelbachwassers neben einer leicht erhöhten organischen Verschmutzungsstufe, eine Erhöhung der Stickstoff- und Phosphatwerte gemessen wurde.

Die Zuflüsse der ersten Quelle werden nun in dem neu geschaffenen Teich gesammelt, aus dem wiederum das Wasser über eine Sohlrampe in den neu geschaffenen Winkelbachlauf fließt. Dieser schlängelt sich auf rund 140 Metern – der Geländetopographie folgend – vom Quellteich zum bestehenden Winkelbach im Nordwesten.

Der alte Bachlauf bleibt erhalten und er erhält eine Mindestwassermenge. Verdolungen wurden entfernt. Außerdem dient er als eine Art Muldengraben und Pufferstreifen zu den angrenzenden landwirtschaftlich genutzten Flächen, der den Eintrag durch organische Stoffe reduziert. Durch die nun zwei Bachläufe wird die Durchgängigkeit des Winkelbachs bis zum Quellteich hergestellt. 

Ausblick

Die Maßnahmen im Winkeltal verbessern die Lebensraumstrukturen und -angebote für geschützte und gefährdete Vogelarten und auch für geschützte Feuchtgebietsarten wie Amphibien, Libellen, Tagfalter oder Heuschrecken. Die umgebenden Wiesenflächen, die mittels extensivem Mahdregime artenreicher werden sollen, bieten ebenfalls Lebensraum wertgebender (relevant für die Bestimmung eines Schutzgebiets) Tagfalter und Heuschrecken.

Um eine Grundlage für die seltenen Wiesenknopf-Ameisenbläulingsschmetterlinge zu schaffen, wird die Wirtspflanze, der Große Wiesenknopf angesiedelt. Es bleibt abzuwarten, inwieweit diese Maßnahme sich entwickelt und ebenfalls einen Teil zum Erhalt oder der Erhöhung der Biodiversität in dieser Gegend beiträgt. Diese Schmetterlingsarten haben einen komplexen und eng aufeinander abgestimmten Lebenszyklus, der nur funktioniert, wenn die Strukturen und Nahrungsangebote im Umfeld stimmen.

Zu guter Letzt soll, nachdem sich die Maßnahme entwickelt und gefestigt hat, ein Weg am Rande der Fläche angelegt werden, damit diese Fläche für Wanderer und Spaziergänger erlebbar wird. Natürlich dürfen dann ein paar Infotafeln, die auf das Besondere dieses Bereiches hinweisen, nicht fehlen.
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