Stadtnachricht
Rathaus-Einweihung, Naturpark-Markt und Ausstellungs-Eröffnung
Rathaus-Einweihung
Mitte März sind die Rathausmitarbeiter in die frisch sanierten Gebäude gezogen. Anfang des Jahres habe noch keiner so recht glauben können, dass das klappt, scherzte Oberbürgermeister Ralf Eggert bei der offiziellen Einweihung am Sonntag. Bis heute gibt es noch Restarbeiten zu tun, doch das Gros ist geschafft: Die Verwaltung ist wieder zuhause.
Bekommen hat die Calwer Verwaltung nun eine Raumgestaltung, die ein „angenehmes und freundliches Ambiente“ erzeugt, fand Ralf Eggert. „Wir wollen ein Rathaus mit Herz“, meinte er weiter. „Schlichte, aber dennoch geschmackvolle Funktionalität“ präge den Bau. Bürgerfreundlichkeit und eine angenehme Arbeitssituation für die Angestellten stünden im Vordergrund. Der Oberbürgermeister dankte den Anwohnern und Geschäftsleuten in der unmittelbaren Nachbarschaft für ihre Geduld, Land und Bund für die Zuschüsse, dem Gemeinderat und allen Beteiligten für die geleistete Arbeit. Nun sei viele Jahrzehnte mit keinem „nennenswerten Sanierungsaufwand“ mehr zu rechnen.
Es war ein „mühsamer und steiniger Weg“, erinnerte sich Architekt Jörg Weinbrenner vom Architekturbüro Weinbrenner, Single und Arabzadeh. Niemand habe die Komplexität der Maßnahme vorab erahnen können – oder, dass aus zweieinhalb geplanten zwölf Jahre werden würden. Projektleiter Frank Hihn bezeichnete es als eine „nicht ganz leichte Aufgabe“, gleich fünf völlig unterschiedliche, historische Gebäude im Bestand zu sanieren. „Was lange währt wird endlich gut“, meinte Regierungspräsidentin Sylvia Felder. Nun könnten die Bürger wieder ihr historisches und zugleich modernes Rathaus übernehmen. Land und Bund hätten viel investiert, da „gut funktionierende Städte und Gemeinden“ wichtig seien.
Der Naturpark-Markt
„Im Sommer hat uns die Natur den Tisch reich gedeckt“ – treffender hätte Organisatorin Friederike Stetter den Naturpark-Markt des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord nicht beschreiben können. Wein, Obst, Kräuter, Imkereiprodukte, Wurstwaren, Brot, Senf, Marmelade und viele weitere Köstlichkeiten lockten die Besucher an.
Nach einer kurzen Eröffnung durch Oberbürgermeister Ralf Eggert und Friederike Stetter, umrahmt von der Stadtkapelle, stand der Sonntag ganz im Zeichen des Probierens, des Schlemmens und des Genusses.
Entlang des Marktplatzes erstreckten sich die Stände der etwa 25 Marktbeschicker. Sie boten ganz unterschiedliche Waren und Aromen an, doch eines hatten alle gemeinsam: Regionalität. Auf die kommt es beim Naturpark-Markt nämlich an. Regionale Produkte von regionalen Erzeugern – so das Konzept, wie Stetter erklärt. Dazu betonte sie das „herrliche Ambiente“ vor dem frisch sanierten Rathaus. Wer hier einkauft, hat zudem etwas Gutes für die Region getan, denn er unterstützt damit die hiesigen Lebensmittelproduzenten. „Landschaftspflege mit Messer und Gabel“ nennt es Friederike Stetter lächelnd. Damit dient der Einkauf auf dem Naturpark-Markt auch dem Landschaftserhalt.
An vielen Ständen warteten Probierportionen oder Mitmachaktionen. Die Kreisjägervereinigung informierte mit dem „Lernort Natur“ über Umwelt und Natur. Die Schwarzwald-Guides bereicherten das Programm ebenso wie die gezeigten E-Autos. Auch ihr eigenes Kräutersalz konnten die Besucher herstellen. An den Ständen kamen oftmals Gespräche mit den Betreibern zustande, die gerne über ihre Produkte informierten.
Die Riege der Naturparkwirte war mit Stephan Kapp von der Krone in Altbulach vertreten. Naturparkwirte sind Gastronomen, die sich der Regionalität verschreiben. Sie bieten mindestens sechs regionale Gerichte aus regionalen Zutaten auf ihren Speisekarten an. Am Nachmittag unterhielten die Barockband und ein Ensemble von „Musik auf der Höhe“ unter Leitung von Gerd Uwe Klein die Besucher.
Ausstellungs-Eröffnung
Vier Themen, drei historische Quellen und jede Menge Informationen hinter einem Multi-Touch-Monitor bietet „Die Calwer Zeughandlungs-Compagnie 1650 bis 1797“. Im Rahmen der Rathauseinweihung und des Naturpark-Marktes wurde die Ausstellung am Sonntag vor einem interessierten Publikum und mit musikalischer Umrahmung durch Blechbläser der Musikschule eröffnet. Noch bis zum 13. Oktober wird sie im Rathausfoyer zu sehen sein.
„Was war diese Gesellschaft für ein Unternehmen? Wie hat es über fast anderthalb Jahrhunderte funktioniert?“ Diese und weitere Fragen werden im Themenblock eins, „Die Compagnie“, beantwortet. Verantwortlich für den Erfolg der Compagnie seien viele Faktoren gewesen, verriet Kurator, Historiker und Archivar Dr. Martin Burkhardt. „Entscheidend aber war eine kleine Gruppe von Personen, nämlich die Unternehmer.“ Themenblock zwei ist der „Globalen Wirtschaft“ gewidmet. Hier wird gezeigt, dass Globalisierung „kein neues Phänomen ist“, so Burkhardt. Die gefärbten Wollstoffe der Compagnie-Herren gelangten bis nach Italien und Spanien.
Unter der Überschrift „Soziale Ungleichheit“ räumt Thema drei mit der Legende auf, die Zeughandlungs-Compagnie „hätte ihre Weber ins massenhafte Elend gestürzt“, fuhr Burkhardt fort. Auch die bis zu 7.000 Spinner und Wollweber hätten von der Compagnie profitiert. Sie war also nicht Teil des Problems, fand Burkhardt, sondern der Lösung. Themenblock vier schließlich befasst sich mit dem Ende der Compagnie. Die Calwer Compagnie habe sich „einfach in ihrer spezifischen Unternehmensfassung überlebt“, erklärte Martin Burkhardt.
Die gezeigten Banner verweisen auf diese vier Hauptthemen und sollen die Neugierde bei Vorbeigehenden Wecken. Hinter dem Multi-Touch-Monitor verbergen sich 18 Ausstellungstafeln. Durch berühren des Bildschirms können die einzelnen Texte und Bilder aufgerufen und gewechselt werden. Über ein Glossar werden Fachbegriffe erklärt. Die historischen Quellen sind ein Büchlein für Messebestellungen mit Stoffproben, ein Beibringens-Inventar – ein amtliches Dokument über den Besitz, den zwei Personen in eine Ehe einbrachten – eines Tuchmachers der Zeughandlungs-Compagnie sowie ein Porträt von Jacob Friedrich Hasenmajer, Mitglied einer derer Familien, denen die Compagnie gehörte.
Die Geschichte der Compagnie sei nach und nach in Vergessenheit geraten, bemerkte Oberbürgermeister Ralf Eggert. Deswegen wollte die Willy und Margot Seiferheldstiftung die Erinnerung wieder wachrufen. „Es ist wie stets besonders erfreulich, wenn solche Initiativen aus der Bürgerschaft kommen“, freute sich Eggert. „Das zeigt ein hohes Maß der Verbundenheit mit Geschichte und Gegenwart der Stadt.“ Für die Umsetzung ihrer Ideen hätten die Initiatoren mit „D.I.E. Firmenhistoriker“ aus Aalen einen „idealen Partner“ gefunden.
„Es ist unser Wunsch, dass diese geschichtliche Aufklärung und damit die Erinnerung an eine stolze Zeit unserer Stadt und Bevölkerung in den nächsten Jahren eine Fortsetzung findet“, erklärte Wolf Barth als Vertreter der Seiferheldstiftung. Immerhin habe die Wirtschaftsgeschichte der Stadt nicht mit der Auflösung der Compagnie geendet, „sondern wurde mit neuen Start-Ups in Calw und seiner nahen und weiteren Umgebung fortgeführt bis zum Ende des 20. Jahrhunderts“.