Stadtnachricht

Die Entscheidung: Calw bleibt Akut-Krankenhaus


Kreistag beschließt des Klinikkonzept

Die Hürde ist genommen: Der Calwer Kreistag hat am 23. April 2018 mit großer Mehrheit das Medizinkonzept 2021 auf den Weg gebracht – inklusive einer 24-Stunden-Notfallversorgung im Calwer Krankenhaus.

Nach einer fast zehnjährigen Diskussion und einem Ringen um den besten Weg für den Kreis Calw ist die Entscheidung getroffen. Der Kauf und der Verkauf des Grundstücks für den Neubau im Stammheimer Feld ist von den jeweiligen Gremien beschlossen worden und der Architektenentwurf für den Calwer Gesundheitscampus ist ebenfalls abgesegnet.

„Lassen Sie uns dafür sorgen, dass es ein Erfolg wird“, sagte Oberbürgermeister Ralf Eggert in der Kreistagssitzung. Der Wirbel im Vorfeld der Entscheidung müsse nun vergessen sein, aber er sei nicht vermeidbar gewesen. In Calw habe man sich gewünscht, die Menschen wären bei der Entwicklung zum angepassten Konzept 2021 mitgenommen worden. „Mehr öffentliche Informationen durch die Kreisspitze statt Vorwürfe, nichtöffentliche Informationen zur wegfallenden Notfallversorgung wären durchgestochen worden, wären wichtig gewesen“, so Eggert.

Kurz vor einer so weitreichenden Entscheidung mit der Tatsache konfrontiert zu werden, dass die Calwer Klinik künftig ohne 24-Stunden-Notfallversorgung auskommen sollte, machte das schnelle und beherzte Handeln unvermeidbar. „Ein Krankenhaus braucht, um erfolgreich zu existieren, nun mal eine gewisse Größe und ein gewisses Leistungsspektrum. Sonst kommt es nie auf Fallzahlen, die es für den Betrieb benötigt.“

Notfallversorgung bleibt in beiden Häusern

Konzept für die Neugestaltung der Krankenhauslandschaft


Nicht nur wird es weiterhin eine 24-Stunden Notfallversorgung in Calw geben. Auch die Gynäkologie und Geburtshilfe bleibt in einer Vollabteilung erhalten, ebenso wie die Orthopädie.

Im Großen und Ganzen waren sich die Kreisräte einig, das Konzept ist gut und sollte so umgesetzt werden. Es gab aber auch kritische Stimmen, die nochmals auf die Einhäusigkeit pochten oder darauf, die Defizite der Krankenhäuser streng zu überwachen. Schwarze Zahlen sind nämlich trotz Neubau in Calw und Sanierung in Nagold nicht in Sicht. Trotzdem blieben die meisten dabei: Im Kreis Calw sind beide Krankenhäuser gewollt.

Landrat Helmut Riegger richtete in seinen Worten deutliche Kritik an den nördlichen Teil des Landkreises, er zeigte kein Verständnis für deren Engagement, sich für einen Fortbestand der 24h Notfallversorgung und Geburtshilfe durch das Krankenhaus Calw einzusetzen. Die Fraktionssprecher schlugen jedoch einen anderen Tenor an. Volker Schuler von den Freien Wählern beispielsweise bestand darauf, dass es die oberste Pflicht des Landkreises sei, die Akutversorgung in beiden Häusern aufrecht zu erhalten.

Dr. Ursula Utters von der SPD hob noch einmal den Unterschied zwischen dem ländlichen Raum und den Ballungsräumen hervor. Klar gehe der Trend zu großen Klinik-Zentren, allerdings müsse man die ländlichen Strukturen noch anders bewerten. Johannes Schwarz führte an, dass die Zustimmung seiner Fraktion vor allem von der Akutversorgung in beiden Häusern abgehangen habe. „Wenn Zweihäusigkeit, dann richtig.“ Auch OB Jürgen Großmann (CDU) lobte das nun vorliegende Konzept, insbesondere im Hinblick auf die Schwerpunktversorgung in Nagold.

Szenario 2021

Jörg Noetzel, der medizinische Geschäftsführer des Klinikverbunds Südwest, gab in der Kreistagssitzung nochmal einen Einblick in die Medizinkonzeption 2021. Das jetzt beschlossene Konzept sieht weiterhin mit den Kliniken Calw und Nagold zwei Akutkrankenhäuser im Landkreis vor. Die für die Notfallversorgung vorgegebenen Fahrtzeiten werden eingehalten. An beiden Standorten wird weiterhin eine OP-Bereitschaft rund um die Uhr vorgehalten (Kosten rund 200.000 Euro).

Das Krankenhaus Calw mit Gesundheitscampus:

  • • Innere Medizin mit Basis-Kardiologie, Basis-Gastroenterologie, onkologischer Tagesklinik sowie Aufbau einer Geriatrie.
  • • Verbleib der Orthopädie als Abteilung in Calw.
  • • Ausbau der Alterstraumatologie sowie Basis-Allgemeinchirurgie (inkl. Viszeralchirurgie) und Basis-Unfallchirurgie in standortübergreifenden Abteilungen.
  • • Gynäkologie und Geburtshilfe bleibt als Hauptfachabteilung.
  • • Der Linksherzkathetermessplatz am Standort Calw wird weiterhin rund um die Uhr betrieben, auch einfache Schlaganfälle können rund um die Uhr lysiert werden, eine neurologische Facharztkompetenz besteht fort.
  • • Intensivabteilung und Intermediate Care Betten.

Das Klinikum Nagold:

  • • Ausweitung unfallchirurgischer Kompetenz (wichtig für Notfallstufen-Konzept und Trauma-Kriterien).
  • • Umzug der Neurologie mit Stroke Unit nach Nagold als Ergänzung zur voll ausgerüsteten Notfallversorgung, um die Erfüllung (zukünftiger) Strukturvorgaben als Schwerpunktversorger erfüllen zu können (bereits vorhanden ist die große Intensivmedizin und Gefäßchirurgie).
  • • Kardiologie, Gastroenterologie mit onkologischer Tagesklinik, Allgemein/Viszeralchirurgie, Urologie, Highcare-Bereich mit Beatmungsmedizin sowie zentrale Notaufnahme.

Am 24. April 2018, einen Tag nach dem wegweisenden Beschluss des Kreistags, gab der Gemeinderat grünes Licht für den Verkauf des Grundstücks im Stammheimer Feld. Ein weiterer Schritt auf dem Weg zum Calwer Gesundheitscampus ist getan.

Wie der einmal aussehen soll steht auch schon fest. Ein Architektenwettbewerb brachte ein Modell, dass sich mit Abstand als Sieger hervortun konnte. Die Groben Eckpunkte: vier Gebäude fügen sich zum Gesundheitscampus zusammen. Das Zentrum für Psychiatrie, das Haus der Gesundheit mit Arztpraxen und AOK, das Dialysezentrum sowie das Klinikgebäude. Das Krankenhaus selbst ist nach vorne Richtung Gewerbegebiet) dreistöckig, nach hinten vierstöckig.

Es besteht die Möglichkeit die Klinik um zwei weitere Stockwerke und mehrere Gebäude zu erweitern. Die Patientenzimmer haben den Blick nach hinten in die freie Natur. Die Stockwerke der Gebäude werden L-förmig gebaut.  So entsteht in jedem Teil ein Atrium, dazukommen große Terrassen. Ausnahme ist das Haus der Gesundheit. Das wird mit fünf Stockwerken das höchste Gebäude. 400 Stellplätze werden geschaffen, 330 in einem Parkhaus.

Kreiskämmerer Albrecht Reusch gab dem Gremium Infos zum angepeilten Zeitplan. Das Architektenmodell wird bis Herbstanfang mit den Nutzern abgestimmt und angepasst. Ende des Jahres sollen die Entwurfsplanung und die Kostenrechnung stehen. Parallel wird der Calwer Gemeinderat die Bauleitplanung auf den Weg bringen.

Umbau der Kliniken Nagold

Der Kreistag stimmte für Generalsanierung und Erweiterung des Nagolder Krankenhauses. Die Kosten liegen bei 85 Millionen Euro. Grob zusammengefasst wird es neben der umfassenden Erneuerung der Technik einen Neubau der Intensivstation, geben, die Erweiterung der zentralen Notaufnahme im neuen Anbau, den Einbau einer Patientenüberwachung mit acht Betten einschließlich eines Triageraumes sowie zusätzlicher Untersuchungs- und Behandlungsräume. Dazu kommen eine onkologische Ambulanz, zusätzliche Evakuierungstreppenhäuser sowie abgeschlossene Räume für Pufferbetten. Aktuell wurde der Einbau einer neurologischen Station in das Haus eingeplant, unter Berücksichtigung des Wegfalls der Orthopädie.
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